Geschichten aus des Imperators Kuschelhöhle

Es ist Samstagabend, draussen brennen die digitalen Kulissen und drinnen sitzt der Imperator in seiner Kuschelhöhle. Dafür hat er sich extra noch eine neue Lieferung Vorhänge kommen lassen und zum Trocknen im Thronsaal aufhängen lassen. Doch Kinderlachen schallt durch den selbigen und schnell zeigt sich: Der Imperator ist deutlich weniger vernagelt als die Palastfenster. Zwar gibts nix zu trinken, aber eine Märchenstunde mit Onkel Londo

Aber: Wenn Londo das Ganze erzählt, dann hört man ihm auch gerne zu. Wobei wir uns schon ein wenig fragen, ob die Erzählung ein wenig durch seine eigene Brille nuja erzählt. Anders können wir uns fast nicht die Attitüde der Menschen erklären, bei denen eigentlich nur noch fehlt, dass sie sich nach jedem zweiten Satz auf die Brust schlagen und “Damals! Die Dilgar! Ham wir die fertig gemacht!” rufen. Wie Londo zurecht feststellt treffen hier Arroganz und Dummheit aufeinander. Anders kann man sich auch nicht erklären, warum die Erde ausgerechnet den Typen zum Erstkontakt mit den Minbari schickt, der bereits durch seinen mißglückten Erstkontakt den Krieg mit den Dilgar ausgelöst hat. Aber hey, den haben wir ja gewonnnen! *auf die Brust schlag* “Damals! Die Dilgar! Ham wir die fertig gemacht!”

Es kommt natürlich wie es kommen muss: Durch zahlreiche Zufälle und (gewollte?) Mißverständnisse kommt es zum Krieg und der läuft, sagen wir, nicht ganz so gut für die Erde. Was man in feinster “Star Trek der Film”-Manier auch gleich mal der gesamten Belegschaft mitteilt. Dummheit, Arroganz UND keine Ahnung von Mitarbeitermotivation im Dreierpack. Wie effizient. Das Schicksal der Menschheit hängt quasi am gleichen seidenen Faden, wie der Trikorder von Sheridan.

Nachdem wir Sheridans einzigen Sieg im Krieg (Das reimt sich!) nun auch in natura sehen (sollte die Presse fragen: Es war NOTWEHR!) bekommt natürlich auch Sheridan den Auftrag, im Geheimen den Frieden/Die Kapitulation mit den Minbari zu verhandeln. Und bekommt NATÜRLICH G’Kar zur Seite gestellt. UND Dr Franklin. Der den unfreiwillig komischsten Auftritt mit der schnellsten Beförderung (ins Kittchen) hinlegt.

Und dass das Trio nach den missglückten Gesprächen dann ausgegrechnet auf Delenn trifft, die sich ausgerechnet in linnene Kapuzen hült und diese trotz ihrer Kriegsmüdigkeit die perfekte Gelegenheit für (Nach)Verhandlungen nicht ergreift ist, um Raphael zu zitieren, schwierig.

Apropos Delenn: Die spielt ja erst ein bißchen “Dreh dich nicht um, der Dukhat geht rum” im grauen Rat, löst dann versehentlich den Krieg aus und verbringt die meiste restliche Zeit damit, ihre Taten zu bereuen und mit zwei Vorlonen zu konferieren, die in Dukaths Wandschrank saßen.

Dann kommt ja das, was kommen muss: Die letzte Schlacht um die Erde (Die noch erstaunlich viele Schiffe hat) und die Entführung des Archiv-Sinclairs.
Ente gut, alles gut. Der Krieg ist vorbei, die erste Babylon-Station wird gebaut (und gleich wieder zerstört) und Londo darf noch ein paar worme Warte sagen.

Und was sagen wir? Wir sind von der Rahmenhandlung in des Imperators Thronsaal hin und weg. Nicht nur wegen des Altersmakeups sondern auch wegen der vielen weisen Worte Londos, die man wiedermal so auf ein Kissen sticken könnte. Apropos Makeup: Die Verjüngungskur, die man den Darstellenden für die Rückblenden hat angedeihen lassen kann sich (bis auf Ivanovas Mopp) durch die Bank sehen lassen. Die Ansprache der Präsidentin ist toll, die Montage über den Heldenmut der Menschen jagt einen (positiven) Schauer über den Rücken und es tut verdammt nochmal gut, die alte Gang zu sehen. Und das ist gleichzeitig das Hauptproblem. Denn dass da in der Vergangenheit tatsächlich alle iiiirgendwie in die Handlung involviert waren, ist doch teilweise sehr weit hergeholt. Das Geheimtreffen mit G’Kar, Franklin und Sheridan hätte es ebensowenig gebraucht wie die Tatsache, dass Londo selbiges gesprengt hat (und das wörtlich). Das ein oder andere fühlt sich dann doch ziemlich zurechtgebogen an. Aber es macht trotzdem einen Heidenspaß und das ist (für uns) die Hauptsache und auch Grundlage unseres Bewertungssystems. Wir vergeben deshalb

4,5 von 6 Penissen

Tiefkühl-Telepathen aus der IKEA-Tüte

Pünktlich zur Dreistelligkeit dieses Podcasts ist der Schattenkrieg vorbei. In Zacks lustiger Zollabfertigung schlägt zunächst der gut gelaunte Londo auf, gefolgt vom chronisch mißmutigen Psycop Bester, dem wiederum 3 Elvis-Imitatoren folgen. Das wird selbst dem guten Zack zu bunt.Dafür malt Bester ordentlich schwarz: Die Erde will die abtrünnigen Stationisten nämlich als Buhmänner und -Frauen darstellen, indem man zum ältesten Trick der PR-Geschichte greift: Einem inziniertem Überfall.
Die Rettung des Images hat allerdings einen Preis: Eine Taxifahrt nach Zahadum, auf der Bester eine Heilung für seine eiskalte Geliebte erhofft. Statt dessen findet man dort nur ein paar fliehende Gehülfen der Schatten und einen explodierenden Planeten.
In einer Nebenhandlung erfahren wir, das Lyta von ziemlich vielen Leuten geschnitten wird. Das hat zum einen mit ihrer Zusammenarbeit mit den Vorlonen zu tun, zum anderen mit ihrer Unfähigkeit zur Wohnungsdekoration.
Londo dagegen hat die nicht ganz unberechtigte Art, selbst zu Salami verarbeitet zu werden, wenn er zu lange auf seinem Heimatplaneten bleibt. Zum Glück findet sich ein nützlicher Idiot, den er an seiner statt auf den Thron setzen kann. Hat ja in der Vergangenheit schon so gut funktioniert. *hust* Cartagia *hust*. Und so wir der arme Virini ins Haifischbecken geworfen und zwischen Tür und Angel zum Regenten gemacht. Der Thronsaal hat jetzt zwar neue Vorhänge, aber der Regent auch über Nacht einen neuen Mitbewohner. Denn Virini hat jetzt wortwörtlich einen Keeper am Hals.
Abseits der kleinen Näkelichkeiten wird uns hier eine Folge serviert, die schon relativ schnell klar macht, dass nach dem Schattenkrieg nicht einfach durchgeatmet werden kann, sondern da ja auch noch diese Sache mit der Erde war.
Wir vergeben4,5 von 6 Penisse

Völlig losgesagt, von der Erde

Wir wussten ja alle, dass die Ruhigstellung der Nightwatch-Stasi-SA nur eine Temporäre Maßnahme war, aber es sieht so aus, als würden die Rebellen auf ziemlich verlorenem Posten stehen. Und sie haben sich ausgerechnet Babylon 5 als Zufluchtsort ausgesucht.
Die Erde hat die Faxen dicke und schickt ein paar Truppen, um auf der Station für Zucht und Ordnung zu sorgen. Und das geht am besten ohne die alte Kommandocrew, die sich schonmal auf Wasser Brot und gesiebte Luft freuen darf.

Sheridan bleibt also keine andere Wahl, als erst einen dramatischen Vertigo hinzulegen und dann eine ebenso dramatische Umfrage unter seinen Führungskräften durchzuführen. Heraus kommt ein Wahlergebnis, wie man es sonst nur aus totalitären Regimen kennt, in denen Meinungsfreiheit klein geschrieben wird wie zB Nordkorea oder CSU-Parteitagen: 100% Zustimmung zu Kriegskurs. Es werden also schnell die Waffen ausgepackt und Draals Holographisches Projektionssystem, um die Rede des großen Vorsitzenden den gewissen Hauch Dramatik zu verleihen.
Immerhin findet der Captain noch Zeit, sich von seinem Vater zu verabschieden. Und von Susan, die korrekterweise einwirft, dass es vielleicht nicht schlecht wäre, wenn wenigstens EINER der Führungsoffiziere mit an vorderster Front kämpfen würde. Es entbrennt nun ein Raumkampf, der alles in den Schatten(Höhö) stellt, was in 90er Jahre im TV zu sehen war. Überall wuseln Jäger, auf der Station muss sich Garibaldi gegen einrückende Soldaten stellen und die Japanische Gastdarstellerin besinnt sich ihrer Wurzeln und startet einen Kamikaze-Angriff mit ihrem brennenden Schiff

Delenn kommt auf der Minbari-Kavallerie angeritten und rettet den zarten Hintern ihres Nochnichtgeliebten, der sich gerade der zweiten Welle Erdschiffen gegenüber sieht. Am Ende gibt es zwar Applaus für den Captain, aber eben auch die Aussage, dass jetzt NICHT alles Friede Freue Eierschaukeln ist, sondern uns zB Sabotageakte ins Haus stehen.

Hut ab! Diese Serie hat ja schon öfters gezeigt, dass sie mehr Eier hat, als in den Deltaquadranten passen würden. Und vor allen Dingen, dass jede Handlung Konsequenzen nach sich zieht. Und statt wie in anderen Serien nach einem kleinen Disput (mit tausenden Toten) wieder zur Tagesordnung überzugehen und auf wundersame Art und Weise den Status Quo wieder herzustellen, kann man ahnen, dasss Babylon 5 ab diesem Dreiteiler spürbar in eine andere Richtung marschieren wird. Um G’Kar zu zitieren: “Veränderung wird immer unter Schmerzen geboren”.

Und tatsächlich erfindet sich “Babylon 5” in diesen drei Folgen neu. Die Prämisse ändert sich. Der “Dream given form” ist endgültig geplatzt und an seine Stelle tritt nun etwas anderes. Und weil JMS in den Staffeln davor unglaublich tolle Aufbauarbeit geleistet hat, ist uns das auch nicht egal, sondern wir fühlen mit den Charakteren mit.

Wir können deshalb nicht anders und vergeben

6 von 6 Penisse

Das Geheimnis der sprechenden Handtasche

Der graue Rat meldet sich heute ausser der Reihe. Es gibt Post und Pasta. Denn unser fleißiger Hörer Felo will heroenhaft einspringen und unserer Wertung endlich zur graphischen Eleganz verhelfen, die dieses elaborierte Wertungssystem verdient.
Aber die Postecke umrahmt eigentlich nur den Hauptteil der Sendung. Wir konnten Kontakt zu Michael Erdmann aufnehmen, der für die deutsche Synchronisation der Serie verantwortlich war, und freuen uns, dass er sich sofort zu einem Interview bereit erklärt hat.
Wir plaudern also über sprechende Handtaschen, wechselnde Stimmen und beeindruckende Szenen.