Aktenzeichen B5 ungedöst: Ivanova im Interview und der schleimende Senator

Willkommen zu einer spannenden Reportage von unserer Lieblingsstation. Die erstaunlicherweise keinen Presseoffizier beschäftigt, der lästige Interviewanfragen abwimmelt. Und schon steht das Kamerateam mit vom Föhrer persönlich unterzeichneten Drehgenehmigung auf der Luftschleusenmatte.
Eigentlich würde Ivanova diese mitsamt Inhalt gerne wieder nach draussen öffnen, konnte aber durch ein traumatisches Kindheitserlebnis, das Doctor Franklin mit traurigen Dackelaugen in die Kamera vorträgt, davon abgehalten werden. Apropos Dackelaugen: Zum einen haben wir ausgiebig über Marys Möpse diskutiert (das aber rausgeschnitten und exklusiv unseren Patronen zur Verfügung gestellt) und zum anderen wurde offenbar Ivanova als Wachhund an die Seite des Kamerateams gestellt und passt auf, dass sich niemand um Kopf und Kragen redet
Und so erleben wir eine Babylon 5 Episode, die erzählerisch und kameratechnisch deutlich aus der Reihe fällt. In Interviews erzählen unsere Protagonisten, was sie so motiveriert, bei dem was sie auf der Station denn eigentlich so machen. Falls sie überhaupt was machen.
Aber immerhin erhalten wir ein paar Informationen über Minbar. Dort ist es sehr frostig und deshalb klingen selbst Komplimente wie dahingehustetes Klingonisch. Zumindest in der religiösen Kaste. Denn, wer hätte das gedacht, Minbari haben nicht nur 3 Kasten sondern jede auch noch ihre eigene Sprache.
Apropos Kasten: Cyntia Talkman (die nicht Talkman heißt) hat zwar schon ein paar mehr oder weniger tolle Interviews (und eine vorgefertigte Meinung) im Kasten, aber was noch fehlt ist so ein richtiger Twist. Den liefern Narn und Centauri freihaus, indem sie sich erst gegenseitig mit Worten und anschließend ausserhalb der Station mit Strahlen um die Ohren hauen.
Und so darf jede(r) am Ende nochmal brav Fazit ziehen, ob sich so ein kostspieliges Abenteuer wie Babylon 5 für die Erde überhaupt lohnt, vom Dockarbeiter bis zum schleimigen Senator.

Und so erfahren wir in einer Reportage – die ja eigentlich die Station vorstellen soll – so ganz nebenbei eine Menge über die Erde, wie sie sich selber sieht und wie der neue Präsident so langsam die Welt so macht, wies ihm gefällt,
Erstaunlich, wie JMS vor mehr als 20 Jahren (!) nicht nur die Unterwanderung der Medien durch von Politikern gesteuerte Fakenews prophezeit hat, sondern auch technisch sowas von den Nagel auf den Kopf getroffen hat. Nehmen wir nur mal das virtuelle Studio, das vor 2 Jahren vom ZDF als die hippe Neuerung seit der Erfindung des Nokia 2210 (das vermutlich beim ZDF immer noch standardmäßig eingesetzt wird) präsentiert hat. Nope! B5 did it!

Oder die kleinen Teile, die ständig durch die Luft schwirren und Bilder machen. “Kameradrohnen? Sowas von lächerlich! Sowas wird es NIE geben!” So der neunmalkluge 90ger-Jahre-Sascha bei der Erstausstrahlung. Tja, auch das ist inzwischen völlig normal:

Tja, was sollen wir da noch sagen? Tolle Folge! Wir vergeben

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