Jun 20 2017
Halsgeburt auf dem Albtraumschiff
Da will man nur mal eine Runde um den Block fliegen und zack! wird man von Außerirdischen entführt. Das kennt man ja. Und warum soll es unserem Captain NichtSinclair da besser gehen. Wie sein Vorgänger will er auch lieber mal selbst ins All als das dem eigentlich dafür ausgebildeten Fachpersonal zu überlassen. Das ist nämlich dazu da, um im Einsatz zu sterben.
Tim: "Ramirez hat es geschafft..." Sascha: "äh...ich wage es zu bezweifeln, dass er es geschafft hat" Tim: "Sagen wir: Sein Kampfflieger hat es geschafft. Sascha: "Immerhin hat er es bis auf die Krankenstation geschafft." Tim: "Dort landet er in den fähigen Händen von Dr Franlin...." Sascha: "...und ist tot."
Tja, das hat Sheridan nun davon. Erst kriegt er einen und nun liegt er da
Sieht total billig aus auf dem Alienschiff, aber was will man machen, wenn 50% des 25€-Budgets schon für ein schlecht animiertes CGI-Folterinstrument draufgegangen sind? Da bleibt halt nur der Gang in den Baumarkt: N bißchen Abdeckfolie, grüne Farbe und Pappmaschee, hat ja bei Doctor Who früher auch funktioniert.
Tim: "Ich war auch etwas enttäuscht. Es hätte durchaus noch blutiger sein können."
Am Drehbuch hat JMS auch gespart und selbst Hand angelegt, allerdings eher einen flinken Finger, denn die Story auf dem Schiff ist mehr als dürftig und auch etwas unlogisch: Unser Captain muss nämlich gegen implantatgepimpte Drazi und Narn kämpfen, während er selber noch er selber ist.
Und während der Drazi nach dem Kampf (und dem Sturz in die eigenen Metallstange) sich in wohlgefallen auflöst, bleibt der (noch) namenlose Narn lange genug im Raum liegen, um gemeinsam mit dem Captain Fluchtpläne schmieden zu können. Und er weiß auch genau, dass sich hinter der merkwürdig orange leuchtenden Wandpoperze eine Rettungskapsel befinden muss. Warum? Weils im Drehbuch stand
Wir dagegen hätten viel lieber eine andere Szene gesehen: Und die hängt mit dem dicken Hals des Narn zusammen
Sascha: "Die Narn sind ja Beuteltiere. Es kann sein dass das der Beutel ist. Und da ein kleiner Narn drin sitzt." Tim: "Kann man nur froh sein, dass der nicht während dem Kampf rauskam" Sascha: "Das wär so cool gewesen: Da kommen lauter kleine Baby-Narn raus! Mit Mini-Schwertern!" Tim: "Nininini..stirb! ninini" Sascha: "Die Sheridan ins Gesicht springen...und an den Haaren ziehen" Tim: "Ins Auge! Stich ins Auge!" Sascha: "Würg ihn, Emil!"
Dem ungleichen Paar gelingt also die Flucht, während die anderen unfreiwilligen Passagiere einem entwas zu wörtlich genommenen Befehl zum Opfer fallen: Die Entführer nehmen das “Lasst sofort die Gefangenen frei!” nämlich etwas zu wörtlich:
Das ist quasi das I-Tüpfelchen auf einem furchtbar miesen Tag, den Delenn hatte:
Sascha: "Wenn Sie den Satai-Titel abgibt, darf sie die Sateng-Bettwäsche behalten"
Erst muss sie beim Chef antreten, wird ihren Posten im grauen Rat los und dann auch noch entdecken, dass die Kriegerkaste die Mehrheit im Rat an sich genommen hat. Wenigsten den Posten als Botschafterin hat sie behalten.
Sascha: "Delenn sagt ihren Spruch auf" Tim: "Ja....ich bin grau, Ihr seid grau, ich bin hier, was wollt Ihr von mir?" Sascha: "Ja. Nix. Denn es kommt keiner."
Ob sie wirklich richtig steht, sieht sie wenn das Licht ausgeht – Plopp!
Aber auch dunkelheit kann lichte Momente bringen. Denn während unser Captain mehr oder weniger friedlich auf dem Alienschiff dahindämmert nimmt er uns mit in einen Traum, der sich später doch als wahrer entpuppt als wir dachten.
Wer jetzt glaubt, nicht nur Susan, sondern auch JMS hatte einen Vogel, als diese Szene geschrieben wurde, wird im Verlauf der Serie eines Besseren belehrt. Denn das alles ergibt tatsächlich irgendwann so etwas ähnliches wie Sinn
War sonst noch was? Ja! Der alte Vorgesetzte von Sheridan kommt auf die Station und wundert sich, weil der Captain sonst immer pünklich ist. Jawoll! Immerhin hat General Hague einiges mit Sheridan zu besprechen. Der betrügt die Erdzentrale nämlich nicht nur bei der Miete zu seinem Quartier sondern betätigt sich auch als Maulwurf für einen Verschwörerkreis innerhalb der Erdallianz. Aber Schluß mit Heimlichtuerei. In gemütlicher Abendgarderobe schenkt er seinem Führrungsstab jetzt endlich reinen Wein ein.
Zusammenfassend läßt sich sagen: Die Folge hält einige Überraschungen bereit. War Sascha doch nur die bräsige Entführungshandlung in Erinnerung geblieben. Dabei hat die Episode tatsächlich viel mehr zu bieten: Die Verschwörung in der Erdallianz, die wechselnden Machtverhaltnisse im grauen Rat und die modischsten Freizeit-Klamotten, die wir bis jetzt überhaupt auf Babylon 5 gesehen haben:
Sascha: "Das was Ivanova da trägt ist ausgesprochen hübsch und selbst das Hemd von Garibaldi ist akzeptabel" Tim: "Zivile Abendklamotten. Das sind die besseren. Die TagsüberaufdemZoccaloklamotten sind eher die schlechteren." Sascha: "Und Sheridan hat so einen pseudo V-Ausschnitt. Das läßt vielleich ein bißchen viel Schulter frei. Gut, dieses abgesetzte Teil auf der Brust sieht ein bißchen komisch aus, aber es steht im eigentlich. Über das Muster von Franklins Pullover hüllen wir den Mantel des Schweigens." Tim: "Gut, Garibaldi hat jetzt auch nicht den tollsten Pullover an. Son Sackding. Von den Farben her vielleicht ganz cool. Son gedecktes Grau mit dunkleren Streifen..." Sascha: "Das ist okay, das ist ein Cardigan, darunter trägt er ein graues Hemd mit Streifen. Kann man machen."
Ohne die Entführungs-Story wäre die Folge also überdurchschnittlich. So vergeben wir allerdings

3 von 6 Penissen
Und das solltest Du Dir unbedingt noch ansehen:
- Die Folge im Lurkers Guide
- Die Folge im deutschen Lurkers Guide
- Mario befasst sich im Golf-Podcast zwar (noch) nicht mit Golfen auf dem Mars, aber ist ein treuer Hörer
- Das Phantasialand hat das Berliner Tor abgerissen
Die Einschienenbahn ist auch nicht mehr da. - Die Serienrepublik entführt Dich ebefalls – ins LEXX Universum
- “Die Besucher” aka “Adam 84” ist sehr zu empfehlen, finden die Jungs von “Sie reden! – der dreibeinige Podcast”
- Auch der DS9-Zweiteiler mit General Hague wurde dort besprochen
- Jesus Garcia hat nach seinem Serientod in Babylon 5 noch allerlei interessante Dinge gemacht. Jetzt verkauft er die Erleuchtung in Form von ESO-Büchern
Nun aber los! Lass Dich entführen in knapp 90 Minuten Audiounterhaltung
Folgende Podcaster waren an dieser Episode beteiligt:
Wenn Ihr mögt, schmeißt uns doch was in den Hut:
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Nov 26 2019
Der doppelte Jesus und das Archiv des Schauens
Was macht man, wenn man sich eigentlich drauf eingestellt hat, dass der Sender die eigene Serie abgesetzt hat, das Finale bereits im Kasten ist und plötzlich ein anderer Sender mit einem Vertrag für eine weitere Staffel an die Tür klopft? Richtig: Dem alten Sender mal so richtig den Stinkefinger zeigen
Blöd nur: Gabs schon vorher kein Geld für die Serie, gibts jetzt mal so richtig kein Geld. Mit dreimarkfuffzig und 4 Seiten Drehbuch in der Tasche muss halt was gezaubert werden.
Aber wir wissen ja schon aus Erfahrung: Not macht manchmal sehr erfinderisch und meine Güte, hat der gute JMS da weit ausgeholt und erzählt den episch…äh…minimalistischen Handlungsbogen von der Hochzeit der Sheridans (Heißt Delenn jetzt eigentlich Sheridan mit Nachnamen? Und welches Familiengericht ist für eventuelle Sorgerechtstreitigkeiten zuständig?) bis zum Ende des Univer….unserer Sonne. Und schafft dazu einen schönen Zirkelschluss. Denn wir erfahren: Der Centauri(tm) feiert Hochzeiten wie Beerdigungen und vice versa.
Familie Sheridan besteht da auf höchst irdische Traditionen und lässt sein Shutte mit einem “just married” Spruch verzieren
Und während man in der Hochzeitsnacht darüber sinniert, ob das tausendjährige Reich wenigstens dieses Mal länger hält als 12 Jahre bekommen wir auch schon die Auflösung: Ja. 100 Jahre Frieden (abgesehen von irgendwelchen Drakh-Seuchen, Telepathenkriegen und einem Kampf um Centauri Prime) liegen hinter uns, während man sich in schlecht beleuchteten Kulissen zusammensetzt und im privaten Fotoalbum von Bruce Boxleitner blättert.
Und für all die KlugscheißerInnen da draussen: Dass Gregor und Raphael nicht erkennen, dass die Frau neben Bruce mitnichten Tracy Scoggins ist, sondern seine (zum damaligen zeitpunkt) tatsächlich anvertraute Milissa Gilbert, alisa 2. Iteration von Anna Sheridan (was ist eigentlich aus der guten Ishara Yar geworden?), ist nicht zu verzeihen und wird innerhalb des Rates entsprechend ausgepei…wertet.
Aber wir schweifen ab. In nicht vorhanden Kulissen diskutieren also Studierende des soundsovielten Jahrhunderts bedeutungsschwanger über Sheridan und Delenn, als selbige höchstpersönlich erscheint, um das Mikro zu greifen und selbiges nach ein paar nichtssagenden Worten demonstratitv zu droppen.
Und weiter geht die wilde Fahrt durch Zeit und Raum. Und zwar mit einer Menge Geschwurbel. Inhaltlich UND optisch:
Der Nazi der Zukunft kommt also vor einem blauen Hintergrund daher. Das darf jeder selbst bewerten.
Der Dackelkrawattenträgernachfolger besinnt sich auf Tradition und will für den bösen Zweck ein paar gute Fakten schaffen. Unter zuhilfenahme modernster Holo-Videoschnitttechnik. Süße süße Kös!
Warum der Obersturmbandführer dazu die nichtbeteiligten Charaktere im Hintergrund stehen lässt und auch gleich noch die Updates der letzten 480 Jahre einspielt um die geistige Festplatte anschließend sofort wieder komplett zu überschreiben? Nun, äh..weils so im Drehbuch stand. Sheridan darf also im Video einige der teuer bezahlten Statisten erschießen lassen und Franklin über die nur schleppend erfolgreichen Kinderexperimente lamentieren
Garibaldi beobachtet das Ganze von der Bande aus und lässt sich vom Standartenführer (Ja, er wurde zwischenzeitlich befördert. Und nein, wir mussten die Dienstgrade erstmal nachlesen und haben die nicht im Kopf) der Space-SS erst in seine Pläne einweihen um den Rechten dann zu linken.
Treppenwitz der Menscheitsgeschichte ist quasi, dass Garibaldi damit den Krieg ausgelöst hat, der die Erde fast vollständig vernichtet. Insofern passts wieder.
500 Jahre später sehen wir das Ergebnis von Garibaldis Verhandlungskunst: Glühende Landschaften und eine Infrastruktur, als hätten die Verantwortllichen der deutschen Bahn das Kommando gehabt. Sie ist nämlich nicht vorhanden. Bis auf ein kleines unbeugsames Kloster. Und das Leben ist nicht leicht für die römischen Missionare, die als Besetzung in den befestigten Lagern Blablarum, Aqualium, Laberium und Kleinbudgetum liegen.
Aber dem Zwigespräch der Mönche zu lauschen ist eine wahre Freude und auch sie blättern im Sheridan-Foto-Album. Aber diesmal in dem mit Heiligenbildchen.
“Bringt mir die heiligen Sprengköpfe von Z’ha’dum!” Die Menschheit der Zukunft ist nicht von allen guten Geistern verlassen, sondern hat ein paar neue dazu bekommen. Den Heiligen Marcus von Proxima 3 z.B. oder die heilige Susan, Schutzpratonin der Wodka-Schmuggler. Wetten, dass der arme Corwin allerhöchstens seelig gesprochen wurde?
Am Ende stellt sich sogar die komplette Folge als einziger Dia-Abend heraus. Der Mensch als Proto-Vorlone hat offenbar (genau wie Raphael während der Folge) Probleme mit der DSL Leitung und muss deshalb persönlich (oder besser: Energetisch) zur alten Heimat rollern, um dem Backup-Rechner einen Tritt zu verpassen. Quasi so wie 90% unserer Generation zu Weihnachten zur Geburtsstätte zurückkehert, um die heimischen IT-Probleme der Eltern zu lösen. Apropos. Dem Rechner, der den Menschen 3.0 gerendet hat, hätte man vielleicht einen RAM-Riegel mehr spendieren können. Denn da war offenbar wieder kein Geld da und wir fühlen uns bei dem Anblick an Musik-Videos der 90er Jahre erinnert.
Ohrwurm? Bitte. Gern geschehen.
So. Jetzt sind wir in der richtigen Stimmung für die Wertung. Und selten taten wir uns schwieriger mit der Folge als hier. Die schreit quasi aus jeder Faser “Geldmangel!” und die vom neuen Sender gekürzte Drehzeit tut auch ihr Übriges. Sie ist schon im Rahmen der 5ten Staffel entstanden und irgendein zwischending aus nix halbem und nix ganzem. So wie ein Doctor Who Neujahrsspecial nur mit einem 100tel des Budgets.
Nun gibt es ja Dinge die besonders sind und Dinge die “besonders” sind. Aber obwohl die Folge größtenteils aus Leuten besteht, die in mäßig belichteten Kulissen mäßig sinnstiftende Dinge sagen (Kleiner Tipp: Hör Dir auf der DVD mal den Audiokommentar zur Folge an. Da stellen die Produzenten mehrfach selber fest, dass jetzt wieder geredet wird) bewundern wir doch die Selbstsicherheit, in der das Ganze präsentiert wird. Und man sieht den Mangel rechts und links der Straße so sehr, dass man das ein oder andere Schlagloch verzeiht und unter “rustikaler Charme” verbucht.
Raphael vergibt sogar seinen “Fetisch-Penis”, sein “ganz eigenes Ding” wie er sagt. Und was immer er damit meint. Wir wissen, dass sich an dieser Folge die Geister scheiden, aber wir können nicht anders, als
4,5 von 6 Penissen
zu vergeben.
Und das solltest Du Dir noch angucken:
Folgende Podcaster waren an dieser Episode beteiligt:
Wenn Ihr mögt, schmeißt uns doch was in den Hut:
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By Sascha • Episoden, podcast • 0 • Tags: 1984, Assimov, Babcon, Doctor Who, Holodoctor, Last action hero, Leibovitz, Scooter, sie reden, Simpsons, SS, Star Trek, Star Wars, Starship Troopers, Transformers