Spock Junior sagt: Jeder nur ein magnetisches Kreuz!

Kommen wir nun zu einem Gleichnis gar biblischen Ausmaßes: Wir begleitet Brother Luie und seine lustige Mönchtruppe bei ihrem Alltag auf der Station: Daten hin und her schieben. Wissen über Gott sammeln, an Tinneff feilen und dabei die Pflege der eigenen Nägel vernachlässigen…

“Ich hab Ihnen doch gesagt, sie sollen aufhören Nägel zu kauen!” – Selbst die Mixtur aus Iltisschweiß und Knoblauch, die sich Bruder Edward aufgepinselt hat kann ihn nicht schocken. Ivanova dagegen sehr.

Nein Quatsch, es werden höchsten Nägel mit Köpfen gemacht. Oder durch Hände hindurch an Kreuze genagelt. Aber dazu später mehr. Erst lernen wir Bruder Edward (ohne Scherenhände) kennen und mögen, denn er ist einfach eine Seele von Mensch, wie uns hier recht superschwellig um die Ohren gehauen wird. Stellt sich aber heraus: Die Seele ist gar nicht seine. Sondern gehört Edward 2.0, der neu auf die geistige Festplatte aufgespielt wurde, weil sich die erste Version des geistigen Betriebssystems sagen wir als etwas unrund erwiesen hat.

Das mit den Schnittblumen hat Jack/John/Jimmy wohl etwas mißverstanden. Und auch, dass sie am längsten frisch bleiben, wenn man sie in lebensgroße frauenkörperförmige Vasen steckt….

Stellt sich (für uns schon relativ früh und offensichtlich) heraus: Der gute Edward war früher mal der böse Charles, der in billigen Kulissen diverse Frauen gemeuchelt hat. Deshalb hat man sein Gedächtnis gelöscht und ihm eine neue Persona verpasst. Was wiederum den Familien seiner Opfer so gar nicht passt. Weil ihrer Ansicht nach der Mörder noch frei rumläuft. Sie haben also weder Kosten noch Centauri-Telepathen gescheut, um in Edward erst die Erinnerung an sein frühes LasterLeben zu wecken und dann als durchgeknallte Racheengel vorm Mönch zu stehen.

“Ich spiele jetzt mal so richtig böse, damit der vorhersehbare Schockeffekt am Episoden-Ende noch viel besser rüber kommt!” – Ohne dem Kurator der besten und kleinsten Star Trek Ausstellung wo gibt nahe treten zu wollen, aber so ein bißchen (also ein ganz kleines bißchen) erinnert uns der Wirr- und Wuschelkopf hier an den geistig durchgedrehten kleinen Bruder von Benjamin Stöwe….

Und damit wäre auch die Frage geklärt, die Bruder Edward im Verlauf der Folge recht plakativ aufgeworfen hatte: Nämlich hat er wohl die Kraft dem drohenden Schicksal ins Auge zu sehen und das selbige zu tragen, so wie weiland Jesus im titelgebenden Garten Gethsemane? Also dem Ort, in dem Jesus betete, bevor er von den Soldaten zur Kreuzigung abgeholt wurde?

Raphael:
“Ich finde der Vergleich hinkt furchtbar. Der hinkt mehr als..weiß nicht…als Jesus, der sein Kreuz auf den Berg schleppt!”

Aber

Raphael:
“Fahren wir fort: Wir kommen zu dieser schönen Kreuzigungsszene!”

Tja, da hängt er nun, der Edward und weil das Rote Kreuz auf der Station deutlich uneffektiver ist, als das von seinen Häschern eiligst improvisierte, macht er in den Armen von Bruder Theo seinen letzten Atemzug. In der Gewissheit, dass er die Kraft hatte, sich seinem Schicksal zu stellen. Und ebenfalls in dem Wissen, dass er nun sowohl die Sünden seines aktuellen als auch seines vorherigen Lebens büßen konnte. Und sein Mörder? Den ereilt – welch Überraschung – die gleiche Strafe wie sein Opfer und kommt als nicht minder creepy guckender (diesmal aus anderen Gründen) Mönch verwandelt zurück auf die Station, was Sheridans große Worte von Vergebung ein wenig auf die Probe stellt.

Und auch unsere drei Podcastenden geraten ob des Themas in manch philosophische Diskussion über Schuld, Sühne und Gedächtnislöschung als sinnvolle (oder sinnlose) Strafe. Und wir erfahren ja so nebenbei noch einiges Interessantes über den Minbari-Jesus Valen.

Was wohl Kosh dazu sagen würde?

Der ist als Kurier beschäftigt. Denn Ivanova wird durch einen Anruf aus der A-Handlung gerissen und findet sich in einer Nebenhandlung wieder: Denn unserer einsilbringes wandelndes Kryptikum informiert über die Ankunft einer alten Bekannten:

“Beachten Sie bitte nicht die schlechte CGI im Hintergrund oder die Tatsache, dass ich so unscharf wirke”

Alex:
“Und dann spuckt das Vorlonenschiff Lyta aus und ich hab mir aufgeschrieben: Oh Gott, Overacting! Also nicht, dass es das gab, aber ich habe es ab dem Moment erwartet.”

Und die Erwartungen werden sogar noch zum Teil erfüllt werden. Aber der Reihe nach: Lyta hat erst ne Weile an der Grenze der Vorlonen und dann bei den Vorlonen abgehangen und hat neben einer gesundheitlichen Generalüberholung eine Honoraranstellung als freie Mitarbeiterin des Botschafts abgestaubt. Das und die Tatsache, dass vorher noch niemand einfach so zu den Vorlonen spaziert und wieder zurückgekommen ist, macht Garibaldi natürlich stutzig. Sonst noch wer der Meinung?

Ah ja. Und das zu Recht. Denn die gute Lyta legt zwar eine Art religöse Verblendung an den Tag, wenn sie von Vorlonen redet, kann anderen gegenüber allerdings ganz schön die dunkle Sau raushängen lassen. Bei Centauri zum Beispiel. Erst wäscht sie dem Botschafter mal so ordentlich den Kopf und dann verschwindet der des Centauri-Telepathen kurzerhand in einem Sack, bevor Lyta drin ein bißchen spazieren geht.

Na, wo guckt Garibaldi denn da hin? Funfact: In ersten Versionen der Szene sind die Brüste von Pat Tallman aus ihrem Ausschnitt gefallen, der kurz darauf zusammengenäht wurde. Übrigens sehr zu ihrem Mißfallen, weil sie sich gefreut hatte, nach ihrer Schwangersschaft endlich ein Dekoltee zu besitzen. (Das ist kein Scheiß, das hat sie echt erzählt)

Welch ein Glück, dass sie grade auf die Station zurück gekehrt war, um an der Aufklärung des Falls mitzuwirken. Hätte sie auch dem Erste-Hilfe-Team vielleicht gesagt, wo Edward ist, und nicht nur Garibaldi, hätte man den Mönch natürlich vielleicht noch retten können. Aber wir wollen nicht päpstlicher sein, als der Papst.

Auch diese Folge fühlt sich irgendwie merkwürdig an, punktet aber dadurch, dass hier moralische Themen zwar angerissen werden, es aber am Ende nicht die “Guckt mal Kinder, DAS ist die richtige Meinung” Lösung gab, sondern man sich als Zuschauer durchaus seine eigenen Gedanken machen darf und muss. Kritikpunkte gibt es allerdings für die zeitweise belanglose Regie. Da hätten wir uns bei dem Namen etwas Anderes erwartet, oder?

“Jetzt mal ehrllich Leute, wie fandet Ihr die Regie dieser Folge?”

Davon ab und trotz des ziemlich überstürzten Endes machen wir keine drei Kreuze, dass die Folge endlich vorbei ist, sondern hätten uns im Gegenteil etwas mehr Zeit gewünscht, um die Apekte der Folge mehr zur Wirkung zu bringen. Aber auch so hinterlässt die Episode drei zufriedene Ratsmitglieder, die insgesamt

4 von 6 Penissen

 

Und das solltest Du Dir noch ansehen:

Folgende Podcaster waren an dieser Episode beteiligt:

avatar
Alex
4 / 6
avatar
Mary
4 / 6
avatar
Raphael
5 / 6

Wenn Ihr mögt, schmeißt uns doch was in den Hut:

Der graue Rat bei Patreon
[podlove-episode-flattr-button]

Alex , Gregor , Mary , Raphael , Sascha , Tim

6 thoughts on “Spock Junior sagt: Jeder nur ein magnetisches Kreuz!

  1. Ich fand die Folge nicht so gut, eher eine 2,5 Penisse, aber ich bin vielleicht als Religionskritiker zu skeptisch gegenüber den ganzen Erlösungsthema. Außerdem fand ich in dieser Folgen zu viele Holzhämmer am Herumfliegen, seien es Garibaldi und Delenn bei der Diskussion, ob denn nun der Tod des Charakters besser als der Tod des Körpers ist – eine durchaus interessante Diskussion – oder am Ende Sheridans Beweis, dass er wirklich vergeben kann. Nicht mein Ding, aber zumindest weiß ich jetzt, dass Theos Gang anscheinend zu den Trappisten gehört, quasi Hardcorezisterzienser. Konstruiert wirkte trotzdem viel auf mich in dieser Folge.

    Mit gutem Willen flutscht ein halber Penis mehr aus der Hose, also gibt es 3/6 Penissen.

    • Für echte Trappisten trinken sie allerdings zu wenig Bier. 🙂

      Auch als nichtreligöser Mensch sollte es eigentlich das Ziel sein, noch am Ende des Lebens in den Spiegel blicken zu können und zu sagen: “Im großen und Ganzen habe ich einen guten Gesamteindruck hinterlassen”. Und auch die Chance hat man eben nicht, wenn die erste Hälfte des Lebens künstlich ausgelöscht wurde.

      Wir hatten in der Wunderheil-Folge ja schon moniert, dass diese “Tod der Persönlichkeit” Strafe diskutierenswert wäre. Insofern war diese Folge überfällig.

      Das Schöne ist eben, dass JMS es den Zuschauenden zutraut, sich am Ende selbst eine Meinung zu bilden und sie uns nicht vorgekaut auf dem Silbertablett serviert.

      • Hm, allerdings weiß der brav arbeitende Angestellte in der Hilfseinrichtung ja am Ende des Lebens gar nicht, dass er mit 20 Jahren ein Mörder war. Und wenn er nicht an Götter glaubt, gibt es auch niemanden, der seine Seele wiegen wird. 😉 .

  2. Von den ganzen Nicht Story Arc Folgen bisher die stärkste.Schöner Syfy/Horror Mix.JMS halte ich hier zu gute das es kein eindeutiges für oder gegen die Todestrafe gibt. Jede hat seine Argumente ohne das diese als die Lösung positoniert werden.
    Als Freund der Vorlonen und Lyta hat es mich gefreut das Sie wieder da ist. Und das Vorlonen Schiff sah richtig geil aus.
    Funfact: Als Inspiration für die Vorlonen Schiffe dienten Knoblauchknollen.

    Brad Dourif hab ich doch tatsächlich im ersten Moment mit Doug Bradley verwechselt. Aber es ist nicht Pinhead sondern (u.a.) Piter De Vries aus Dune.Ein toller Schauspieler. Charles Dexter ist natürlich Lovecraft.

    Etwas gewundert hat es mich schon das Dr. Franklin Lytas Kiemen nicht bemerkt hat.Selbst wenn man denken würde das sowas auf Babylon 5 nichts besonders ist (G’Kar hatte auch welche im Pilotfilm) so hatte sie schliesslich vorher auch noch keine. Aber vielleicht kann Sie ihre Kiemen ja kontrollieren oder gar tarnen.
    Denn das Lyta nun deutlich mehr Power als ein Telepath der Stufe P5 hat sieht man sehr gut bei dem Centauri Telepathen. Auch wirkt Sie auf mich deutlich Selbstbewusster als vorher. Gerade als Londo sie latent Bedroht.
    Was tut Lyta eigentlich mit Kosh? Wird das nochmal benannt?
    Übrigens war es in meinem Kopf so das man sieht wie Lyta in einer Rettungskapsel im Weltraum schwebt und erst im letzten Moment die Vorlonen kommen. Ich denke aber das sieht man erst bei Thirdspace.

    Ich bin mir eigentlich recht sicher das Valen schon vorher einmal erwähnt wurde. Auch das er ein Minbari war aber nicht von Geburt an.
    Das müsste in der 1. Staffel in der Folge mit den Religionen der Ausserirdischen Völker gewesen sein.

    • In Deinem Kopfkino hätte ich gerne mal einen Sitzplatz 🙂 Aber im Gegensatz zu der eingebildeten Szene vom letzten Mal (mit Ivanova und dem Popo-Kommunikator) hatte ich in der Szene nicht die gleichen Wahnvorstellungen 🙂

      Ich hatte dafür geistig Dwight Schulz in dieser Folge verortet, aber er war ja der andere irre aus der zweiten Staffel.

      Und über Franklins (nicht vorhandene) Kompetenz brauchen wir erst gar nicht reden. Es war eigentlich schon ein Wunder, dass er Lyta nicht angegraben hat, während der Untersuchung.

      • Im meinen Kopfkino ist es eigentlich ganz nett. Vielleicht etwas verstörend aber nett.

        Wir sprechen uns nochmal nach der Besprechung von Thirdspace .

Schreibe einen Kommentar zu Sebastian aká Blacksun84 Antworten abbrechen

* Die DSGVO-Checkbox ist ein Pflichtfeld

*

Zustimmen