Was macht man, wenn man sich eigentlich drauf eingestellt hat, dass der Sender die eigene Serie abgesetzt hat, das Finale bereits im Kasten ist und plötzlich ein anderer Sender mit einem Vertrag für eine weitere Staffel an die Tür klopft? Richtig: Dem alten Sender mal so richtig den Stinkefinger zeigen
Blöd nur: Gabs schon vorher kein Geld für die Serie, gibts jetzt mal so richtig kein Geld. Mit dreimarkfuffzig und 4 Seiten Drehbuch in der Tasche muss halt was gezaubert werden.
Raphael:
“Viel blabla in nicht vorhandenen Sets”
Gregor:
“Vielleicht wars auch nur so dunkel, weil sie das Licht nicht bezahlen konnten.”
Raphael:
“Dagegen ist ja die Folge, in der Sheridan gefoltert wird, ein buntes und hell erleuchtetes Fest!”
Aber wir wissen ja schon aus Erfahrung: Not macht manchmal sehr erfinderisch und meine Güte, hat der gute JMS da weit ausgeholt und erzählt den episch…äh…minimalistischen Handlungsbogen von der Hochzeit der Sheridans (Heißt Delenn jetzt eigentlich Sheridan mit Nachnamen? Und welches Familiengericht ist für eventuelle Sorgerechtstreitigkeiten zuständig?) bis zum Ende des Univer….unserer Sonne. Und schafft dazu einen schönen Zirkelschluss. Denn wir erfahren: Der Centauri(tm) feiert Hochzeiten wie Beerdigungen und vice versa.
Familie Sheridan besteht da auf höchst irdische Traditionen und lässt sein Shutte mit einem “just married” Spruch verzieren
Raphael:
“Ich frage mich, wer der arme Teufel war, der rausmuste, um das draufzumalen.”
Gregor:
“Geil wär gewesen, wenn sie noch ein paar Dosen drangehangen hätten.”
Und während man in der Hochzeitsnacht darüber sinniert, ob das tausendjährige Reich wenigstens dieses Mal länger hält als 12 Jahre bekommen wir auch schon die Auflösung: Ja. 100 Jahre Frieden (abgesehen von irgendwelchen Drakh-Seuchen, Telepathenkriegen und einem Kampf um Centauri Prime) liegen hinter uns, während man sich in schlecht beleuchteten Kulissen zusammensetzt und im privaten Fotoalbum von Bruce Boxleitner blättert.
Gregor:
“Und da hab ich gemerkt: Ich brauch unbedingt ein Foto von mir mit nem Pferd. Nämlich genau dann, wenn von mir mal ne Doku gedreht werden sollte.”
Raphael:
“Aber wenn man uns vor einem Pferd sieht heißt es: Guck, die gehen für Sauerbraten einkaufen!”
Und für all die KlugscheißerInnen da draussen: Dass Gregor und Raphael nicht erkennen, dass die Frau neben Bruce mitnichten Tracy Scoggins ist, sondern seine (zum damaligen zeitpunkt) tatsächlich anvertraute Milissa Gilbert, alisa 2. Iteration von Anna Sheridan (was ist eigentlich aus der guten Ishara Yar geworden?), ist nicht zu verzeihen und wird innerhalb des Rates entsprechend ausgepei…wertet.
Aber wir schweifen ab. In nicht vorhanden Kulissen diskutieren also Studierende des soundsovielten Jahrhunderts bedeutungsschwanger über Sheridan und Delenn, als selbige höchstpersönlich erscheint, um das Mikro zu greifen und selbiges nach ein paar nichtssagenden Worten demonstratitv zu droppen.
Gregor:
“Jetzt mal ehrlich: Ist diese Diskussionsrunde so wichtig fürs Universum, dass die die 140 Jahre alte Delenn nach 80 Jahren dann doch ihr Schweigegelübte gebrochen hat?”
Raphael:
“Wenn es um die Ehre ihres Mannes geht: Auf jeden Fall!”
Und weiter geht die wilde Fahrt durch Zeit und Raum. Und zwar mit einer Menge Geschwurbel. Inhaltlich UND optisch:
Der Dackelkrawattenträgernachfolger besinnt sich auf Tradition und will für den bösen Zweck ein paar gute Fakten schaffen. Unter zuhilfenahme modernster Holo-Videoschnitttechnik. Süße süße Kös!
Warum der Obersturmbandführer dazu die nichtbeteiligten Charaktere im Hintergrund stehen lässt und auch gleich noch die Updates der letzten 480 Jahre einspielt um die geistige Festplatte anschließend sofort wieder komplett zu überschreiben? Nun, äh..weils so im Drehbuch stand. Sheridan darf also im Video einige der teuer bezahlten Statisten erschießen lassen und Franklin über die nur schleppend erfolgreichen Kinderexperimente lamentieren
Gregor:
“Da kannst Du auch sagen: Nachher geh ich erstmal ein paar Welpen verprügeln.”
Garibaldi beobachtet das Ganze von der Bande aus und lässt sich vom Standartenführer (Ja, er wurde zwischenzeitlich befördert. Und nein, wir mussten die Dienstgrade erstmal nachlesen und haben die nicht im Kopf) der Space-SS erst in seine Pläne einweihen um den Rechten dann zu linken.
Gregor:
“Der Mann, der das beste Passwort des Universums hat, der sagt jetzt auf einmal: Ich habe mich ins System gehackt und alles, was Sie gerade erzählt haben, habe ich auf twitch gestreamt. Und Gronkh hats retweetet!”
Treppenwitz der Menscheitsgeschichte ist quasi, dass Garibaldi damit den Krieg ausgelöst hat, der die Erde fast vollständig vernichtet. Insofern passts wieder.
Raphael:
“Ich glaube Du hättest mit etwas mehr Feingefühl und einer ganzen Folge, die das einnimmt, eine sehr gute Geschichte erzählen können. So ist es halt hanebüchender Schwachsinn.”
500 Jahre später sehen wir das Ergebnis von Garibaldis Verhandlungskunst: Glühende Landschaften und eine Infrastruktur, als hätten die Verantwortllichen der deutschen Bahn das Kommando gehabt. Sie ist nämlich nicht vorhanden. Bis auf ein kleines unbeugsames Kloster. Und das Leben ist nicht leicht für die römischen Missionare, die als Besetzung in den befestigten Lagern Blablarum, Aqualium, Laberium und Kleinbudgetum liegen.
Aber dem Zwigespräch der Mönche zu lauschen ist eine wahre Freude und auch sie blättern im Sheridan-Foto-Album. Aber diesmal in dem mit Heiligenbildchen.
Raphael:
“DAS hätte ich gerne als Poster. Das ist großartig!”
Am Ende stellt sich sogar die komplette Folge als einziger Dia-Abend heraus. Der Mensch als Proto-Vorlone hat offenbar (genau wie Raphael während der Folge) Probleme mit der DSL Leitung und muss deshalb persönlich (oder besser: Energetisch) zur alten Heimat rollern, um dem Backup-Rechner einen Tritt zu verpassen. Quasi so wie 90% unserer Generation zu Weihnachten zur Geburtsstätte zurückkehert, um die heimischen IT-Probleme der Eltern zu lösen. Apropos. Dem Rechner, der den Menschen 3.0 gerendet hat, hätte man vielleicht einen RAM-Riegel mehr spendieren können. Denn da war offenbar wieder kein Geld da und wir fühlen uns bei dem Anblick an Musik-Videos der 90er Jahre erinnert.
Ohrwurm? Bitte. Gern geschehen.
So. Jetzt sind wir in der richtigen Stimmung für die Wertung. Und selten taten wir uns schwieriger mit der Folge als hier. Die schreit quasi aus jeder Faser “Geldmangel!” und die vom neuen Sender gekürzte Drehzeit tut auch ihr Übriges. Sie ist schon im Rahmen der 5ten Staffel entstanden und irgendein zwischending aus nix halbem und nix ganzem. So wie ein Doctor Who Neujahrsspecial nur mit einem 100tel des Budgets.
Raphael:
“Die Folge ist etwas besonderes. Sie steht komplett ausserhalb des Feelings und der Narrative von Babylon 5 bisher.”
Nun gibt es ja Dinge die besonders sind und Dinge die “besonders” sind. Aber obwohl die Folge größtenteils aus Leuten besteht, die in mäßig belichteten Kulissen mäßig sinnstiftende Dinge sagen (Kleiner Tipp: Hör Dir auf der DVD mal den Audiokommentar zur Folge an. Da stellen die Produzenten mehrfach selber fest, dass jetzt wieder geredet wird) bewundern wir doch die Selbstsicherheit, in der das Ganze präsentiert wird. Und man sieht den Mangel rechts und links der Straße so sehr, dass man das ein oder andere Schlagloch verzeiht und unter “rustikaler Charme” verbucht.
Raphael vergibt sogar seinen “Fetisch-Penis”, sein “ganz eigenes Ding” wie er sagt. Und was immer er damit meint. Wir wissen, dass sich an dieser Folge die Geister scheiden, aber wir können nicht anders, als
zu vergeben.
Und das solltest Du Dir noch angucken:
Folgende Podcaster waren an dieser Episode beteiligt:
Wenn Ihr mögt, schmeißt uns doch was in den Hut:
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Alex , Gregor , Mary , Raphael , Sascha , Tim