…und seine Waffe war noch kalt

Leute, heute wirds besinnlich! Denn pünktlich zum Weihnachtsfest präsentiert uns JMS den wohl unromantischsten Heiratsantrag des Universums.

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Raphael: „Ersetze hier einfach mal heiraten durch Ficken und dann hast Du den Prolog zu jedem Xbeliebigen Porno!“

1 von 3 Podcastern gefällt das 🙂

Davon abgesehen ist die heutige Folge ein Achterwerk der Gefühle und eine Feuerbahnfahrt an tollen Szenen und Dialogen. Also nicht nur die Podcastfolge, sondern auch die Episode, über die wir sprechen. Um da vorweg zu greifen, das Ende der Staffel ist für uns das bisherige Highlight und – auch wenn böse Zungen das behaupten mögen – nicht nur, weil es die (fast) letzte Folge mit olle Holzklotz Sinclair ist. Im Gegenteil. Der ist uns inzwischen irgendwie richtig ans Herz gewachsen. Und offenbar auch seiner Jojo-Freundin, die ihm den Heiratsantrag zwischen Chipstüte und Fernbedienung nicht übel nimmt

Raphael: "Dass er das nicht mit vollem Mund beim Frühstück gesagt hat: Heiraten wir jetzscht oder nischt?!?"

Doch das junge Glück währt nur kurz, denn beim romantischen Verlobungsessen mit Freunden bekommt Garbibaldi einen Anruf. Und eine plötzliche Einsicht:

Raphael: "Garibaldi quittiert das mit der Frage, warum er denn Sicherheitschef sei, 
          doch bestimmt nicht nur wegen seines guten Aussehens. Und sich sass da 
          und sagte: Warum denn sonst? Mir ist bislang keine andere Qualität aufgefallen, 
          ausser, dass Du vielleicht mit dem Commander geschlafen hast, 
          der Dir den Posten verschafft hat!"
Sascha: "Aber alle sagen doch ständig, wie gut Garibaldi in seinem Job ist. 
         Das musst Du doch jetzt glauben!"
Raphael: "Zeigen! Nicht sagen!"

Denn kurz zuvor ist einer von Michaels Informanten dramaturgisch geschickt in die Szenerie gewankt und Klischeehaft in den Armen des Sicherheitschefs versorben. Nich ohne vorher noch von einem mysterösen Plan zu faseln, dass jemand umgebracht werden soll. Raphael kann diesem Dialog nicht folgen, weil er die ganze Zeit von Schauspieler abgelenkt ist und erst mal googlen muss, ob es Stiffler aus American Pie war, der auf der Station das zeitliche gesegnet hat. Seine Recherchen sagen: Nein!

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Eine Gewisse ähnlichkeit ist da zwischen Seann William Scott (links) und David Anthony Marshall (rechts). Es könnte sich aber auch lediglich um russische Propaganda handeln

Garibaldi macht sich also auf die Suche nach Beweisen. Eine Suche, die uns in die finsteren Gefilde der Station führt. Wenn man das nur irgendwie bebildern könnte…

Sascha: "Wir müssen irgendwie symbolisieren, dass das der untere Sektor ist." - "Dann nehmen wir eine brennende Mülltonne!" - "Das ist eine Raumstation, da gibts keine brennenden Mülltonnen!" - "Dann nehmen wir eine brennende Kugel!" - "Die kann nicht brennen!" - "Dann leuchtet sie eben!!!"
Sascha: „Wir müssen irgendwie symbolisieren, dass das der untere Sektor ist.“ – „Dann nehmen wir eine brennende Mülltonne!“ – „Das ist eine Raumstation, da gibts keine brennenden Mülltonnen!“ – „Dann nehmen wir eine brennende Kugel!“ – „Die kann nicht brennen!“ – „Dann leuchtet sie eben!!!“

Am Ende führen ihn die Spuren zu drei fiesen Möppen (oder Möpsen?) und ins Verderben, denn es stellt sich heraus, dass Garibaldis Stellvertreter tief drin steckt in der Verschwörung um – Achtung spoiler! – den Präsidenten zu töten. Und so explodiert zuerst der Schuß des Verräters in Garibaldis Rücken und kurz darauf des Präsidenten Maschine in der Umlaufbahn von IO.

Bämbäm..that awfull sound, bämbäm, my Vizepräsident shot me down
Bämbäm..that awfull sound, bämbäm, my Vizepräsident shot me down

Sinclair hatte sich zum Jahreswechsel zwar ein bißchen Feuerwerk gewünscht, aber DAS war dann doch ein deutlich übertrieben. Kein Wunder, dass der Commander – obwohl er in der Bar sitzt – nicht unbedingt in Feierlaune ist. Da helfen ihm auch die aufmunternden Worte unseres Party-Volonen nicht weiter, der Sinclair daran erinnert, dass er irgendwas vergessen hat

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Richtig! Delenn wollte Sinclair ja eigentlich in die dunklen Geheimnisse ihrer Vergangenheit einweihen, aber wer Damen warten läßt muss die Konsequenzen tragen

Mary: "Delenn ist ja eine Frau. Von daher: Wenn der Mann nicht reden will, 
       dann ist sie erstmal beleidigt. 
Rapahel: "Da möchte ich jetzt bitte den letzten Satz aus meinen Notizen zitieren:
         Tja, wenn man eine Frau zu lange warten läßt, verpuppt sie sich." 
Sascha: "Delenn, ist irgenwas?" - "Nee!" - "Du hast doch was..." - "nein!" 
Raphael: "Sicher?" - "Jaaaaa!" PuppPuppPupp

Delenn hat ihr merkwürdiges Konstrukt fertig, an dem sie seit dem Pilotfilm rumbastelt und es – Achtung! – entpuppt sich als Konkongenerator. Unsere Minbaribotschafterin beschließt also, den Jahreswechsel eingemummelt und stöhnend in einer merkwürdigen Hülle zu verbringen. Ob sich das hässliche Entlein eventuell in einen Schmetterling verwandelt?

Apropops Entlein. Londo hat Ärger ohne Ente. (Da habt Ihr jetzt sicher eine andere Überleitung erwartet, was?) Die Narn nehmen ihm einen wichtigen Quadranten weg und seine Regierung seinen letzten Rest von Würde. Wenigstens der Sessel ist bequem

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Da kommt der Anruf des geheimnisvollen Mr Morden genau zur rechten Zeit. Der schlägt nämlich vor, sich beider Probleme anzunehmen. Dazu bedarf es lediglich eines kleinen Versteckspiels im stationseigenen Heckenlabyrinth. Jedenfalls, wenn man nicht unbedingt die USA-Erstausstrahlung dieser Folge gesehen hat.

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Bei der Erstausstrahlung in den USA flimmerte die unbearbeitete Szene über die Bildschirme, nachdem JMS den Verantwortlichen in den HIntern getreten hatte, sah das Bild dann bei weiteren Ausstrahlungen richtig aus

Londo weiß zwar, dass große Macht große VerantwGefallen zu hohen Kosten kommen aber läßt sich am Ende auf den Deal ein, wohlwissend, dass er ohnehin in keinen Spiegel mehr gucken kann. Dass durch seine Entscheidung allerdings 10.000 Narn ausgelöscht wurden, damit hätte er nicht gerechnet (sagt er jedenfalls)

030_122_cap284Wir sagen: ganz großes Kino im kleinen TV-Format. Sowohl optisch, als auch storytechnisch. Dabei sind wir noch nicht mal durch mit der Folge, denn die ist so zugepackt, dass man daraus locker eine Staffel Voyager hätte machen können. Obwohl das eine Beleidigung für Babylon 5 wäre…wo waren wir? Achja: G’Kar hat davon noch nicht soviel mitbekommen, denn er ist…äh…beschäftigt

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„Der Botschafter ist jetzt Frei, wenn Sie sich schonmal freimachen könnten, Commander….“

Na’Toth hat anscheinend die Ruhe weg und läßt sich auch durch lautes Gestöhne aus dem Nachbarraum nicht vom Arbeiten abhalten. Geht dann allerdings, um G’Kar und Sinclair alleine zu lassen

Raphael: "Vielleicht ist Na'toth ja auch raus, um die Damen noch zu bezahlen?"
Mary: "Bezahlt man die nicht vorher? Ich kenn mich da nicht aus..."
Sascha: "Vielleicht ist das so ein Prepaid-Guthaben dass man so 
         ab...äh..arbeiten kann"
Raphael: "Ich glaube, der Gute hat da inzwischen einen Ruf, dass er auch 
          hinterher zahlt. Also, dass er die nicht prellt.."
Sascha: *kicher*
Raphael: "...also die Zeche in dem Fall."

G’Kars Charakter gewinnt durch seine Reaktion auf den Angriff auf sein Volk plötzlich eine neue Dimension, wie eine Klappkarte, die aus einem Buch hervorplöppt. Wir können uns allerdings nicht lange an der neugewonnen Tiefe seines Charakters zu erfreuen, denn er macht sich auf die Suche nach der mysteriösen Macht, die den Angriff zu verantworten hat.

Am Ende also: Prösiedent tot, Garibaldi fast tot, Londo auf der dunklen Seite der Macht, G’Kar weg und Delenn im Kokon und Sinclair etwas ratlos…

"Nichts ist mehr wie es war. zum Glück läuft *mein* Arbeitsvertrag noch vier Jahre. Stell Dir vor, ich würde die Station auch noch verlassen..."
„Nichts ist mehr wie es war. zum Glück läuft *mein* Arbeitsvertrag noch vier Jahre. Stell Dir vor, ich würde die Station auch noch verlassen…“

Wir sagen: Hut ab! Babylon 5 zeigt spätestens mit dieser Episode wo der Neelix den Most holen könnte, wenn er denn ein paar mehr Eier in der Hose hätte. Und davon hat JMS offenbar mehr als genug: In einer Folge einfach eben mal das über eine Staffel sorgsam (und detailreich) aufgebaute Universum komplett über den Haufen zu werfen – und zwar so, dass es dem Zuschauer NICHT egal ist – das ist sowas von modernem TV der 2010er Jahre, dass man der Folge nicht anmerkt, dass sie fast 25 Jahre auf dem Buckel hat.

Die Handlung um Garibaldi ist (erwartungsgemäß 🙂 ) die schwächste, aber auch sie ist einigergmaßen spannend erzählt und wartet mit dem bis dato vermutlich auch einmaligen Trick auf, dass am Ende eben NICHT die wackeren Helden auf Babylon 5 die Verschwörung aufdecken und im letzten Moment (bevor der Counter der Uhr auf 0:01 springt) die Ermordung des Präsidenten verhindern können. Ein Glück, dass sowas nicht im echten Leben passieren kann…

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Huch(tm)! Die Ähnlichkeit ist Absicht, das Foto rechts hing beim Dreh vom Bild links am Kamerastativ. Auch ein Detail, dass zeigt, dass B5 weit mehr ist, als eine weitere billige SciFi-Serie

Und dass der neue am Ruder nicht unbedingt eine weiße Weste hat, dürfte auch relativ klar sein. Die Latte (höhö) hängt jedenfalls hoch für die kommende Staffel und wir holen nur, weil wir wissen, was noch kommt, nicht komplatt alles raus, was die Centauri-Anatomie zu bieten hat und vergeben:

5 von 6 Centauripenissen
5 von 6 Centauripenissen

Wie fandet Ihr die Folge und die komplette Staffel 1? Darüber wollen wir mit Euch reden. Bei einer livesendung am 8.Januar 2017 auf unserem Mixlr-Kanal.

Nutzt die Feiertage und schickt uns schon jetzt Eure Gedanken zu Staffel 1 (und unseren Umgang mit selbiger) entweder per Schriftform oder noch besser als Audiokommtar über die bekannten Wege!

Wir wünschen Euch ein tolles Jahr 2017 und legen Euch noch folgende Links ans Herz:

Folgende Podcaster waren an dieser Episode beteiligt:

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Gregor
5/6
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Mary
5/6
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Raphael
5/6
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Sascha
5/6
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Tim
5/6

Wenn Ihr mögt, schmeißt uns doch was in den Hut:

Der graue Rat bei Patreon
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Alex , Gregor , Mary , Raphael , Sascha , Tim

8 thoughts on “…und seine Waffe war noch kalt

  1. So wie Londo fühle ich mich auch öfters in den letzten Jahren. So als alter Republikaner, der verzweifelt, wenn er sieht, wie sein geliebtes Land zwischen zwei Extremen den Bach runtergeht und rundherum „Make America/Russia/France/San Marino great again.“-Nasen schwadronieren. Nur leider haben wir keine Schatten und unsere Imperatorin ist noch agil für ihr Alter. Aber egal, für die Folge gibt es auch von mir fünf Penisse, ich hab sogar Sinclair bei der TV-Ausstrahlung ab Staffel 2 vermisst und konnte Sheridan erstmal gar nicht leiden.

    • Demletzt gab es mal eine Fachtagung über Politik in TV Serien von der bundeszentrale für politische Bildung. Da habe ich angeregt, dass es bei einer zunkünftigen Neuauflage sinnvoll wäre, da Babylon 5 mit aufzunehmen.

  2. Na da wünsche ich den Grauen Ratsherren und -damen einen guten Rutsch ins neue Jahr. 2017 wird alles besser – zumindest mal die zu besprechenden Folgen…

    • Ohne unser Staffelendgala allzusehr vorweggreifen zu wollen: Staffel 1 war besser als ich sie in Erinnerung hatte. Zwar viele Episoden dabei, die erstmal nach Füller aussehen, aber zumindest in Teilen zum worldbuilding beitragen

  3. Um in Sebastian Kerbe zu schlagen, möchte ich auch noch einmal auf die großartige Ansprache des Vice-President Clark hinweisen, der ankündigt, dass man sich nunmehr auf die Belange der eigenen Bevölkerung fokussieren möchte. Das ist sicher auch nicht so weit von dem entfernt, was wir am 20. Januar zu hören bekommen werden und zeigt mal wieder, wie erstaunlich zeitlos diese Serie ist.

  4. Ein langer Podcast für eine gute Staffelschlussfolge.
    Die Inhaltsangaben finde ich immer ziemlich witzig, solltet ihr auch wirklich beibehalten.

    Ich finde, dass man auch seit Jahren in der Beziehung einen romantischen Heiratsantrag bekommen kann und auch dem Gegenüber immer noch was bieten kann. Erging/Ergeht mir ja so 🙂
    Diesen Heiratsantrag von Sinclair fand ich aber dennoch wunderbar passend, das entspricht so wirklich ihrer immer-mal-wieder-Beziehung und irgendwas romantisches wäre für mich total „Out of Relationship“ gewesen. Die Heirat ist in deren Sinne einfach nur ein sicherer Hafen für beide. Man findet immer zueinander und ist immer füreinander da.
    Inoffizieller Funfact: Man findet ja sogar durch alle Zeit wieder zusammen. Durch den Roman „To Dream in a City of Sorrows“ und dem Comic „In Valen’s Name“ wird ja angedeutet, dass Catherine Sakai als Ranger auf einer Mission in die Vergangenheit geschleudert wurde und dann dort auch wieder von Valen-Sinclair gefunden wurde und sie dann dort auch wieder zusammenkamen.

    Das mit der fehlenden CGI vom Heckenlabyrinth finde ich ja witzig. War doch eigentlich auch nur der Vorbote dafür, wie man auch später mit Babylon 5 umgehen würde 😉

    Die schlechte Arbeit von Garibaldi ist mir ehrlich gesagt nie aufgefallen. Denke auch nicht, dass das an JMS liegt, der war ja immerhin auch Drehbuchautor bei „Mord ist ihr Hobby“. Da würde ich schon sagen, dass er etwas Ahnung von Ermittlungen haben sollte.
    Aber sicherlich, hat er eine falsche Entscheidung getroffen. Wenn er weiß, dass ein Anschlag auf den Präsidenten bei Io geplant ist, dann geht es ja eigentlich schon um jede Sekunde. Wenn schon Ultravioletter Alarm angefordert wird, dann hätte er auch einfach kurz eine Durchsage geben sollen warum überhaupt, damit Sinclair da auch sofort alle Hebel in Bewegung setzt. Vor allem wo sie doch sonst ihren Funkverbindungen in der Serie so vertrauen. Bei „A Voice in the Wilderness“ planen die sogar Angriffe mit einer Schiff-zu-Schiff-Verbindung. Da müsste die interne Verbindung erst recht deutlich sicherer sein.
    Beim ersten Sehen hat man das aber natürlich auch nicht gemerkt und war dann ja doch schon etwas aufgelöst, dass dieser Anschlag wirklich Erfolg hat.
    Die Ähnlichkeiten in der Ansprache zur aktuellen US-Politik ist aber in der Tat sehr interessant. Finde ich schon spannend, hoffentlich endet die reale Politik nicht auch so, wie in der Serie und die ISS wird zur Speerspitze der Unabhängigkeit 😉

    Egal wie oft ich einen Rewatch mache, es gibt Dinge in der Serie, die ich immer wieder neu entdecke, weil ich sie aufgrund der späteren Ereignisse in der Serie schlicht wieder verdränge. In der ersten Staffel ist das immer wieder Jack, wo ich zwar von seinem ersten Auftritt an immer weiß, was er in dieser Episode tun wird, aber irgendwie ständig versäume vorherige Ereignisse in der Staffel ihm zuzurechnen und ich dann nach dieser Episode immer vor dem TV/PC sitze und mich immer zu frage, wieso ich, mal wieder, nicht früher darauf gekommen bin, weil sich manche Merkwürdigkeiten wunderbar auflösen, wenn man sie jemanden der Sicherheit zuschreibt. Einer der größten Rätsel für mich, Zutritt zu Sinclairs Quartier in der „Cybernetz“-Folge ist damit ja kein Rätsel mehr. (Weiß nicht, ob ihr das nicht eh schon beantwortet hattet in meinem riesigen Leserbrief, höre euch ja chronologisch ;))

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