Wir machen den (Leichen)Sack zu

Herzlich willkommen zur letzten Folge Babylon 5. Was ein Serienabschluss. Ja, die vorletzte Folge der 4. Staffel hätte die letzte sein können. Und das merkt man ihr auch an. Ganz hektisch versucht JMS alle Handlungslöcher zu stopfen und greift dabei auch mal zur ganz dicken (und stumpfen) Nadel. Und wir tun es ihm gleich und lösen etwas auf, was wir ganz am Anfang dieses Projektes angeteasert haben. Erinnert sich noch wer daran, dass dieser Podcast mal als “Transatlantischer Podcast” gestartet ist bzw geplant war? Das liegt an unserem special Guest, die einerseits Gründungsmitglied des grauen Rates ist, anderseits nie im Cast zu hören war. Denn persönliche und berufliche Unwägbarkeiten haben Anne leider daran gehindert, sich aktiv am Rat zu beteiligen. Umso schöner, dass sie es kurz vor Schluss dann doch noch geschafft hat. Und wir hoffen, sie bald wieder zu hören.

Und als Gast darf Anne auch den Inhalt der heutigen Folge zusammenfassen:

Anne:
“Es ist ne ganze Menge reden.”

Ja, wir sitzen/stehen/und liegen eine Menge herum und reden. Oder gucken anderen dabei zu. Und eigentlich enden alle am Ende irgendwie in der Kiste. Marcus allerdings in der aus Vollholz in 3 Meter Tiefe. Was zu einer absolut toll inszenierten und geschauspielerten Trauerszene mit Susan führt.

Allerdings stellen wir uns bei all der schauspielerisch-optisch-inszenatorischen Schönheit der Szene doch die entscheidende Frage: Sind Marcus und Susan wirklich DAS Traumpaar? Darüber wird heiß diskutiert

Tim:
“Jede Liebe bleibt unerwiedert. Das ist die größte Weisheit von Susan Ivanova. JEDE Liebe.”

Und weil wir alte RomantikerInnen sind, können wir dieser These natürlich nur widersprechen, werden aber ziemlich abrupt in die nächste Szene geworfen.

Sascha:
“Da ist man mit Susan und Franklin trauernd in der Sickbay und Bumm!”
Raphael:
“..ist man bei Sexwitzchen mit G’Kar und Londo”
Anne:Projekt G
“Der Übergang ist mir gar nicht so aufgefallen, muss ich sagen.”
Tim:
“Ich war auch durch das Bumsen schon auf ne höheren Ebene…”

Sind Londo und G’Kar wirklich schon soweit, sich gegenseitig mit ihrer potentiellen Potenz zu necken? Oder kam das nach “Ich unterschreibe den Vertrag, aber nicht auf der gleichen Seite” nicht doch etwas plötzlich? Aber das ist ein genereller Kritikpunkt an dieser Folge: Unglaublich viele offene Handlungsstränge werden zwischen Tür und Angel in Schnellbesohlung zusammengeknöpelt, und sei es, indem das virtuelle Fernsehen drüber berichtet. Und alle wichtigen (und unwichtigen) Nebenfiguren kommen John nochmal besichtigen: Bester darf noch schnell die Sache mit den Tiefkühl-Telepathen und Edgars erzählen, so nebenbei wird Sheridan zum Präsidenten des Universums und der Papa springt auch nochmal kurz aus dem Flurwandschrank

Raphael:
“Der wird einmal in die Szenerie gefahren, darf kurz winken und wird sofort wieder rausgeschoben.”

Und die Hochzeit von Delenn und Sheridan? Ja, die fand im off statt, keine Zeit, die zu zeigen.

Raphael:
“Ich meine, wir hatten im Verlauf der Serie schon sehr viel redundantere Szenen, als vielleicht so eine kurze Hochzeitsszene der Fall gewesen wäre. Aber wenn man wirklich der Meinung war, nach der 4. Staffel könnte Schluss sein, ich will noch, dass die heiraten, aber ich hab nur noch 2 Minuten, dann bleibt Dir nix anderes übrig.”
Anne:
“Also es ging glaub ich darum, dass Sheridan gesagt hat: Ich möchte Lennier nicht dabei haben.”

Es ist schon ein bißchen das Gegenteil vom gespielten Witz, was uns hier präsentiert wird, nämlich die erzählte Handlung. Obwohl, es gibt schon eine Witzeinlage: Die vermutlich Garibaldesqueske Befreiungsaktion aller Zeiten, die auch aus Monty Python oder Sketchup stammen könnte.

Sascha:
“Das sind die dümmsten Verbrecher. Das hätte ein Sketch werden können. Und sollen.”
Tim:
“Das sind so Kevin allein zu Haus Ganoven.”

Aber immerhin: Garibaldi kann die Dame seines Herzens erobern und…knattern.

Funfact: Beide SchauspielerInnen trugen keine Unterwäsche

Apropos Unterwäsche: Haltet selbige fest, denn es wird Geschichte geschrieben. Und da muss man natürlich die richtigen Fragen stellen.

Anne:
“Welche Aliens tragen da Unterwäsche? Und was für Unterwäsche? Das fragt man sich da sofort.”

Ein Teil des Rates hätte die Unnerbüx bestimmt durchnässt, nachdem Delenn ihre Ansprache vor der versammelten Erdbevölkerung gehalten hat, unterlegt mit dem Donnern tausender Kriegsschiffe über den Regierungssitz der Erde. Die gehen natürlich wieder, wenn die Erde das so wünscht. Aber wir würden *dringend* empfehlen, sie zum Bleiben einzuladen. Es könnten sonst…Unglücke…passieren. Jetzt mal im Ernst: War DAS nicht genau das, wovor Clark immer gewarnt hat: Sheridan kommt mit einer Alienflotte und will die Erde unterwerfen. Und verdammt noch mal, genau das passiert hier gerade. Wenn man nicht gerade total blauäugig auf der Seite der Babylonier steht, kommt diese Ansprache nebst Überflug verdammt bedrohlich rüber.

Am Ende wird der Sieg über die Erde mit einem ordentlichen Beischlaf gefeiert und die Serie endet mit einem Voiceover.

Achso. Nee, die Serie endet ja gar nicht. Verdammt! Hätten wir ja gar nicht total überstürzt alle Säcke zumachen müssen. Was um alles in der Welt senden wir denn dann in der plötzlich genehmigten fünften Staffel. Telepathenmusikvideos? *lach*

Scherz beiseite: Diese Folge hat viele unglaublich tolle Szenen und Dialoge und wirkt gleichzeitig unglaublich vollgestopft, überladen und überhastet. Wenn man mit dem Finger drauf zeigen müsste, woran die vierte Staffel “Babylon 5” krankt, dann müsste der Zeigefinger unweigerlich auf diese Folge deuten. Denn nirgends anders wird so krass deutlich, dass hier eiligst alles noch zusammengefegt werden musste, was eigentlich in Ruhe hätte aufgebaut werden müssen. Und das ist schade. Denn gleichzeitig wird auch deutlich, dass im Gegensatz zu anderen Serien *hust*AkteX*hust*Lost*hust* tatsächlich von Anfang an ein Konzept da war, alle Handlungsfäden zusammenzuknoten. Und besonders hier wünscht man sich, JMS hätte die Zeit gehabt, die mitlerweile beachtilichen Pflänzchen noch weiter zu gießen, hier und da noch ein Blättchen wegzuschneiden und den ein oder anderen Ast noch stärker wachsen zu lassen. Statt dessen war er gezwungen mit der Kettensäge durch die Botanik zu holzen und plötzlich doch aus Baumstümpfen wieder einen Wald wachsen lassen zu müssen.

Wir vergeben

4 von 6 Penissen

Und das solltest Du Dir noch angucken/anhören

Folgende Podcaster waren an dieser Episode beteiligt:

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Anne
3 / 6
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Raphael
4 / 6
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Sascha
4 / 6
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Tim
4 / 6

Wenn Ihr mögt, schmeißt uns doch was in den Hut:

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Alex , Gregor , Mary , Raphael , Sascha , Tim

2 thoughts on “Wir machen den (Leichen)Sack zu

  1. Marcus ist nicht tot, sondern liegt in einer Cryo Kammer auf B5. Das hier kommt auf der offiziellen Encyclopedia:
    “Cole’s body remained frozen aboard Babylon 5 until 2281, when Ivanova shipped his cryotube to Yedor, the capital city of Minbar. A trust fund was established for Cole in the hopes of his eventual resuscitation.”
    Dann wird es aber interessant, denn Marcus wird sogar in 2561 wiederbelebt.
    “Circa 2561, Cole was restored to life after an expedition to the Rim found ancient documents in the ruins of the civilization that created the healing device, allowing Minbari physicians to resuscitate him. ”

    Ein bisschen Trivia noch. Der Titel der Episode ist fast identisch mit einer Comic Serie die JMS 1999 begonnen (und auch abgeschlossen) hat: Rising Stars.

    Mit dem Ende der Episode habe ich inzwischen auch ein Problem, aber das ist meinem Alter geschuldet. Vor 20 Jahren war ich noch begeistert, dass der strahlende Held die Erde befreit und alle Zivilisationen die galaktische Tafelrunde anbietet. Heutzutage würde ich das eher so sehen, dass der abtrünnige Soldat sich zum Heilsbringer aufspielt und zum Schluss von seinen besten Freunden als Robert Mugabe des bekannten Universum installiert wird.

  2. Ich kann euch bei der Bewertung von “Jede Liebe bleibt unerwidert” absolut nicht zustimmen. Das ist vielleicht das stärkste Zitat der gesamten Serie. Egal wie sehr ich liebe, was ich zurück bekomme ist immer etwas anderes. Meine Liebe, genau so wie ich sie empfinde bekomme ich niemals zurück.
    Betrachtet das Zitat einfach losgelöst vom spezifischen Auslöser, Schmerz kann durchaus zu tiefen Einsichten führen.

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