Nov 12 2019
Wir machen den (Leichen)Sack zu
Herzlich willkommen zur letzten Folge Babylon 5. Was ein Serienabschluss. Ja, die vorletzte Folge der 4. Staffel hätte die letzte sein können. Und das merkt man ihr auch an. Ganz hektisch versucht JMS alle Handlungslöcher zu stopfen und greift dabei auch mal zur ganz dicken (und stumpfen) Nadel. Und wir tun es ihm gleich und lösen etwas auf, was wir ganz am Anfang dieses Projektes angeteasert haben. Erinnert sich noch wer daran, dass dieser Podcast mal als “Transatlantischer Podcast” gestartet ist bzw geplant war? Das liegt an unserem special Guest, die einerseits Gründungsmitglied des grauen Rates ist, anderseits nie im Cast zu hören war. Denn persönliche und berufliche Unwägbarkeiten haben Anne leider daran gehindert, sich aktiv am Rat zu beteiligen. Umso schöner, dass sie es kurz vor Schluss dann doch noch geschafft hat. Und wir hoffen, sie bald wieder zu hören.
Und als Gast darf Anne auch den Inhalt der heutigen Folge zusammenfassen:
Anne:
“Es ist ne ganze Menge reden.”
Ja, wir sitzen/stehen/und liegen eine Menge herum und reden. Oder gucken anderen dabei zu. Und eigentlich enden alle am Ende irgendwie in der Kiste. Marcus allerdings in der aus Vollholz in 3 Meter Tiefe. Was zu einer absolut toll inszenierten und geschauspielerten Trauerszene mit Susan führt.
Allerdings stellen wir uns bei all der schauspielerisch-optisch-inszenatorischen Schönheit der Szene doch die entscheidende Frage: Sind Marcus und Susan wirklich DAS Traumpaar? Darüber wird heiß diskutiert
Tim:
“Jede Liebe bleibt unerwiedert. Das ist die größte Weisheit von Susan Ivanova. JEDE Liebe.”
Und weil wir alte RomantikerInnen sind, können wir dieser These natürlich nur widersprechen, werden aber ziemlich abrupt in die nächste Szene geworfen.
Sascha:
“Da ist man mit Susan und Franklin trauernd in der Sickbay und Bumm!”
Raphael:
“..ist man bei Sexwitzchen mit G’Kar und Londo”
Anne:Projekt G
“Der Übergang ist mir gar nicht so aufgefallen, muss ich sagen.”
Tim:
“Ich war auch durch das Bumsen schon auf ne höheren Ebene…”
Sind Londo und G’Kar wirklich schon soweit, sich gegenseitig mit ihrer potentiellen Potenz zu necken? Oder kam das nach “Ich unterschreibe den Vertrag, aber nicht auf der gleichen Seite” nicht doch etwas plötzlich? Aber das ist ein genereller Kritikpunkt an dieser Folge: Unglaublich viele offene Handlungsstränge werden zwischen Tür und Angel in Schnellbesohlung zusammengeknöpelt, und sei es, indem das virtuelle Fernsehen drüber berichtet. Und alle wichtigen (und unwichtigen) Nebenfiguren kommen John nochmal besichtigen: Bester darf noch schnell die Sache mit den Tiefkühl-Telepathen und Edgars erzählen, so nebenbei wird Sheridan zum Präsidenten des Universums und der Papa springt auch nochmal kurz aus dem Flurwandschrank
Raphael:
“Der wird einmal in die Szenerie gefahren, darf kurz winken und wird sofort wieder rausgeschoben.”
Und die Hochzeit von Delenn und Sheridan? Ja, die fand im off statt, keine Zeit, die zu zeigen.
Raphael:
“Ich meine, wir hatten im Verlauf der Serie schon sehr viel redundantere Szenen, als vielleicht so eine kurze Hochzeitsszene der Fall gewesen wäre. Aber wenn man wirklich der Meinung war, nach der 4. Staffel könnte Schluss sein, ich will noch, dass die heiraten, aber ich hab nur noch 2 Minuten, dann bleibt Dir nix anderes übrig.”
Anne:
“Also es ging glaub ich darum, dass Sheridan gesagt hat: Ich möchte Lennier nicht dabei haben.”
Es ist schon ein bißchen das Gegenteil vom gespielten Witz, was uns hier präsentiert wird, nämlich die erzählte Handlung. Obwohl, es gibt schon eine Witzeinlage: Die vermutlich Garibaldesqueske Befreiungsaktion aller Zeiten, die auch aus Monty Python oder Sketchup stammen könnte.
Sascha:
“Das sind die dümmsten Verbrecher. Das hätte ein Sketch werden können. Und sollen.”
Tim:
“Das sind so Kevin allein zu Haus Ganoven.”
Aber immerhin: Garibaldi kann die Dame seines Herzens erobern und…knattern.

Funfact: Beide SchauspielerInnen trugen keine Unterwäsche
Apropos Unterwäsche: Haltet selbige fest, denn es wird Geschichte geschrieben. Und da muss man natürlich die richtigen Fragen stellen.
Anne:
“Welche Aliens tragen da Unterwäsche? Und was für Unterwäsche? Das fragt man sich da sofort.”
Ein Teil des Rates hätte die Unnerbüx bestimmt durchnässt, nachdem Delenn ihre Ansprache vor der versammelten Erdbevölkerung gehalten hat, unterlegt mit dem Donnern tausender Kriegsschiffe über den Regierungssitz der Erde. Die gehen natürlich wieder, wenn die Erde das so wünscht. Aber wir würden *dringend* empfehlen, sie zum Bleiben einzuladen. Es könnten sonst…Unglücke…passieren. Jetzt mal im Ernst: War DAS nicht genau das, wovor Clark immer gewarnt hat: Sheridan kommt mit einer Alienflotte und will die Erde unterwerfen. Und verdammt noch mal, genau das passiert hier gerade. Wenn man nicht gerade total blauäugig auf der Seite der Babylonier steht, kommt diese Ansprache nebst Überflug verdammt bedrohlich rüber.
Am Ende wird der Sieg über die Erde mit einem ordentlichen Beischlaf gefeiert und die Serie endet mit einem Voiceover.
Achso. Nee, die Serie endet ja gar nicht. Verdammt! Hätten wir ja gar nicht total überstürzt alle Säcke zumachen müssen. Was um alles in der Welt senden wir denn dann in der plötzlich genehmigten fünften Staffel. Telepathenmusikvideos? *lach*
Scherz beiseite: Diese Folge hat viele unglaublich tolle Szenen und Dialoge und wirkt gleichzeitig unglaublich vollgestopft, überladen und überhastet. Wenn man mit dem Finger drauf zeigen müsste, woran die vierte Staffel “Babylon 5” krankt, dann müsste der Zeigefinger unweigerlich auf diese Folge deuten. Denn nirgends anders wird so krass deutlich, dass hier eiligst alles noch zusammengefegt werden musste, was eigentlich in Ruhe hätte aufgebaut werden müssen. Und das ist schade. Denn gleichzeitig wird auch deutlich, dass im Gegensatz zu anderen Serien *hust*AkteX*hust*Lost*hust* tatsächlich von Anfang an ein Konzept da war, alle Handlungsfäden zusammenzuknoten. Und besonders hier wünscht man sich, JMS hätte die Zeit gehabt, die mitlerweile beachtilichen Pflänzchen noch weiter zu gießen, hier und da noch ein Blättchen wegzuschneiden und den ein oder anderen Ast noch stärker wachsen zu lassen. Statt dessen war er gezwungen mit der Kettensäge durch die Botanik zu holzen und plötzlich doch aus Baumstümpfen wieder einen Wald wachsen lassen zu müssen.
Wir vergeben

4 von 6 Penissen
Und das solltest Du Dir noch angucken/anhören
Folgende Podcaster waren an dieser Episode beteiligt:
Wenn Ihr mögt, schmeißt uns doch was in den Hut:
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Jan 26 2021
Geschichten aus des Imperators Kuschelhöhle
Es ist Samstagabend, draussen brennen die digitalen Kulissen und drinnen sitzt der Imperator in seiner Kuschelhöhle. Dafür hat er sich extra noch eine neue Lieferung Vorhänge kommen lassen und zum Trocknen im Thronsaal aufhängen lassen. Doch Kinderlachen schallt durch den selbigen und schnell zeigt sich: Der Imperator ist deutlich weniger vernagelt als die Palastfenster. Zwar gibts nix zu trinken, aber eine Märchenstunde mit Onkel Londo
Und es geht richtig weit zurück und um nicht weniger als den großen Krieg zwischen den Menschen und Centauri. In dem erstaunlich viele Leute eine Rolle spielen, die uns im Laufe der Serie ans Herz gewachsen sind. Ivanova über den Umweg ihres Bruders für 5 Minuten in die Handlung zu popeln ist aus mehreren Gründen eher unfreiwillig komisch
Die gute Ivanova soll hier dank eines formunschönen Mopps als 16 durchgehen.
Und Nebensätze, die in den letzten 5 Jahren gefallen sind, werden hier zu abenfüllenden Handlungen aufgeblasen.
Aber: Wenn Londo das Ganze erzählt, dann hört man ihm auch gerne zu. Wobei wir uns schon ein wenig fragen, ob die Erzählung ein wenig durch seine eigene Brille nuja erzählt. Anders können wir uns fast nicht die Attitüde der Menschen erklären, bei denen eigentlich nur noch fehlt, dass sie sich nach jedem zweiten Satz auf die Brust schlagen und “Damals! Die Dilgar! Ham wir die fertig gemacht!” rufen. Wie Londo zurecht feststellt treffen hier Arroganz und Dummheit aufeinander. Anders kann man sich auch nicht erklären, warum die Erde ausgerechnet den Typen zum Erstkontakt mit den Minbari schickt, der bereits durch seinen mißglückten Erstkontakt den Krieg mit den Dilgar ausgelöst hat. Aber hey, den haben wir ja gewonnnen! *auf die Brust schlag* “Damals! Die Dilgar! Ham wir die fertig gemacht!”
Sieht ein bißchen aus wie der fiese Bruder von Tom Hanks und ist auch richtig schön fies inszeniert: Captain Wandelndes Klischee
Es kommt natürlich wie es kommen muss: Durch zahlreiche Zufälle und (gewollte?) Mißverständnisse kommt es zum Krieg und der läuft, sagen wir, nicht ganz so gut für die Erde. Was man in feinster “Star Trek der Film”-Manier auch gleich mal der gesamten Belegschaft mitteilt. Dummheit, Arroganz UND keine Ahnung von Mitarbeitermotivation im Dreierpack. Wie effizient. Das Schicksal der Menschheit hängt quasi am gleichen seidenen Faden, wie der Trikorder von Sheridan.
Nachdem wir Sheridans einzigen Sieg im Krieg (Das reimt sich!) nun auch in natura sehen (sollte die Presse fragen: Es war NOTWEHR!) bekommt natürlich auch Sheridan den Auftrag, im Geheimen den Frieden/Die Kapitulation mit den Minbari zu verhandeln. Und bekommt NATÜRLICH G’Kar zur Seite gestellt. UND Dr Franklin. Der den unfreiwillig komischsten Auftritt mit der schnellsten Beförderung (ins Kittchen) hinlegt.
Und dass das Trio nach den missglückten Gesprächen dann ausgegrechnet auf Delenn trifft, die sich ausgerechnet in linnene Kapuzen hült und diese trotz ihrer Kriegsmüdigkeit die perfekte Gelegenheit für (Nach)Verhandlungen nicht ergreift ist, um Raphael zu zitieren, schwierig.
Apropos Delenn: Die spielt ja erst ein bißchen “Dreh dich nicht um, der Dukhat geht rum” im grauen Rat, löst dann versehentlich den Krieg aus und verbringt die meiste restliche Zeit damit, ihre Taten zu bereuen und mit zwei Vorlonen zu konferieren, die in Dukaths Wandschrank saßen.
“Helft mir Obi Wahn Delenn, Ihr seid meine letzte Hoffnung!” Vorlonen sind nicht nur als Konversationskanonen auf jeder Party der Knaller, sondern geben auch prima Projektoren ab.
Aber schön ist das Wortgefecht zwischen dem Anführer der Ranger, der um mehr Anerkennung und ein größeres Budget kämpft und der Kriegerkaste. Das poltitische Geplänkel zwischen den Knochenkranzträgern ist hier zum ersten Mal wirklich interessant. Und hey, der Byron-Darsteller hat auch nicht genervt. Was will man mehr?
Dann kommt ja das, was kommen muss: Die letzte Schlacht um die Erde (Die noch erstaunlich viele Schiffe hat) und die Entführung des Archiv-Sinclairs. Warum auch immer der Minbari-Oberkrieger auf die Idee gekommen ist, den armen mit dem heiligen Triluminarium zu pieksen.
Ente gut, alles gut. Der Krieg ist vorbei, die erste Babylon-Station wird gebaut (und gleich wieder zerstört) und Londo darf noch ein paar worme Warte sagen.
Und was sagen wir? Wir sind von der Rahmenhandlung in des Imperators Thronsaal hin und weg. Nicht nur wegen des Altersmakeups sondern auch wegen der vielen weisen Worte Londos, die man wiedermal so auf ein Kissen sticken könnte. Apropos Makeup: Die Verjüngungskur, die man den Darstellenden für die Rückblenden hat angedeihen lassen kann sich (bis auf Ivanovas Mopp) durch die Bank sehen lassen. Die Ansprache der Präsidentin ist toll, die Montage über den Heldenmut der Menschen jagt einen (positiven) Schauer über den Rücken und es tut verdammt nochmal gut, die alte Gang zu sehen. Und das ist gleichzeitig das Hauptproblem. Denn dass da in der Vergangenheit tatsächlich alle iiiirgendwie in die Handlung involviert waren, ist doch teilweise sehr weit hergeholt. Das Geheimtreffen mit G’Kar, Franklin und Sheridan hätte es ebensowenig gebraucht wie die Tatsache, dass Londo selbiges gesprengt hat (und das wörtlich). Das ein oder andere fühlt sich dann doch ziemlich zurechtgebogen an. Aber es macht trotzdem einen Heidenspaß und das ist (für uns) die Hauptsache und auch Grundlage unseres Bewertungssystems. Wir vergeben deshalb
4,5 von 6 Penissen
Und das solltest Du Dir noch ansehen:
Folgende Podcaster waren an dieser Episode beteiligt:
Wenn Ihr mögt, schmeißt uns doch was in den Hut:
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By Sascha • Episoden, podcast • 1 • Tags: Chibnall, Command&Conquer, Doctor Who, Dune, Enterprise, Mars Attacks, Star Trek, Sweeny Todd, Torchwood, Watchmen, Waynes World, Wicky